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GOTTORFER GLOBUS


Perspektivischer Einblick in die Amalienburg.

 

…und Ort der Unterhaltung

Doch die Amalienburg wäre kein Kind der Barockzeit, wenn sie nicht auch noch andere, raffinierte und sinnfällige Vergnügungen geboten hätte. Diese warteten in den Eckpavillons, die ebenso intim waren, wie der große Saal freizügig, ebenso dunkel, wie der große Saal hell. Man betrat sie durch Türen, die auf Füllung gearbeitet, lederfarben gestrichen und mit schwarzen Profilleisten versehen waren. In die Türfüllungen hatte man – wie auf den Fensterläden – Gartendarstellungen gemalt. Die grau-marmorierten Fensterflügel waren golden geädert. Auch hier hingen „…unter der böhne […] schöne Götter stücke und Engeln mit Blumen und andern spielenden Sachen mit sehr schönen farben geschildert.[1] Doch den interessantesten Blickfang bildeten die Wände, die in allen vier Pavillons „…an den wänden und Brustwehren der fenster […] allenthalben auch mit Leinwand bezogen und braun angemahlet [sind] worauff in 8kantige rahmen allenthalben Devisen mit frantzo[s]ischen Inscription stehen welche dermaßen nach den Affecten gebildet sein, daß solches mit großer Plaisir zu betrachten.[2]

Bei den achteckigen Rahmen mit Devisen in französischer Sprache handelte es sich zweifelsohne um Emblemmalereien. Wir haben es demnach bei den vier Eckpavillons mit Emblemzimmern zu tun, wie sie seinerzeit beliebt waren und wie wir sie heute bspw. noch auf Gut Gaarz[3] und ganz besonders in der sog. Bunten Kammer im Herrenhaus Ludwigsburg vorfinden[4]. In letzterer bedecken 145 kleinformatige, auf Eichenpaneel gemalte Embleme[5] mit Sinn- und Wahlsprüchen dicht an dicht die Wände und regten zu amateurphilosophischen Gesprächen an. Kenntnisse derartiger Embleme und ihre Entschlüsselung gehörten – der Mode der Zeit entsprechend - zum ‚feinen Ton’ der damaligen Gesellschaft, und so sind erhaltene Emblemzimmer heute wichtige Zeugnisse der Gesprächskultur des Barock[6]. Die ebenso sinn-, wie kontrastreiche Verbindung zwischen der großartigen, öffentlichen Verherrlichung des Herrscherhauses und den intim-privaten Wahlsprüchen wird man seinerzeit bewußt gewählt haben: das Lusthaus wurde zum Ort der Unterhaltung. Gemälde und Wahlsprüche sollten die Hofgesellschaft zu mancher Diskussion anregen, deren Themen – je nach Gegenstand des Sinnspruches - zwischen hoher Sittlichkeit, Pragmatismus und verdeckter Spitze schwankte.

Über die einzelnen Bildmotive läßt sich leider nichts sagen. Einzig der Hinweis, daß die Malereien französische Inskriptionen trugen, gestattet die Vermutung, daß man hier das 1666 erschienene Buch De l’Art des Devises von Pierre Le Moyne benutzt haben könnte, dessen Motive stark im floralen Bereich siedelten und somit der Grundthematik der Amalienburg wohl angemessen gewesen wären[7]. Doch läßt sich dieses Buch im Inventar der Gottorfer Hofbibliothek nicht ausfindig machen[8]. Immerhin: der Name des Malers der Embleme ist – dank der akribischen Gottorfer Rentekammer – glücklicherweise überliefert: Er hieß Jürgen Fuhrmann[9] und wurde 1672 „…für gefertigte Arbeit Zu dem newen Lusthause aufm Newenwercke in den untersten 4 Cabinetten, als sonsten an Fensterlufften, Thüren und dergleichen de Ao 1671 dem bedinge nach […]“ mit insgesamt 280 Reichstalern entlohnt[10]. Es handelte sich demnach um einen ‚niederen Meister’, auch wenn C. A. Thomsen im Bauinventars befand, daß die Bilder „…dermaßen nach den Affecten gebildet sein, daß solches mit großer Plaisir zu betrachten“.

Obwohl sich die Macharten der Bunten Kammern in der Amalienburg und auf Ludwigsburg unterscheiden[11], so bestanden doch zweifelsfrei zwischen beiden sehr direkte Bezüge: die Amalienburg wurde 1669 errichtet und 1671 fertig gestellt; die Bunte Kammer im Herrenhaus Ludwigsburg entstand 1673. Die Folge der Jahreszahlen besagt an sich noch wenig, doch der Auftraggeber und Herr auf Ludwigsburg war kein Geringerer, als der Gottorfer Geheime und Kammerrat Friedrich Christian Kielmann v. Kielmannsegg (1636 – 1679), der zudem seinen Herrn, Herzog Christian Albrecht bei seinen Heiratsplänen bezüglich Friederike Amalies beraten hatte[12]. Der Name des Malers der Bunten Kammer auf Ludwigsburg ist bislang unbekannt, doch betrachtet man die oben geschilderten Umstände, so liegt es nahe, hier ebenfalls an Fuhrmann zu denken[13].

 Wie dem auch sei - wer genug von den Sticheleien, hochtrabenden Allgemeinplätzen und trockenen Kommentaren der höfischen Gesellschaft hatte, der konnte – nach einer Beschreibung des Kieler Universitätsprofessors Samuel Reyher - in der Amalienburg aber auch noch andere Zerstreuungen finden: „Palatium venustissimum in gratiam Serenissimae Conjugis exstructum, & de ejusdem nomine Amalienburgum dictum, tàm structurae elegantia, quàm sitûs amoenitate spectatores afficiens: inquo nunquam satis laudandus Princeps haud exiguos sumptus impendit in Cameram […] obscuram singulariter adornandam, in apparatum vitris telescopicis & microscopicis necessarium, in rarissimos & artem vulgarem transcendentes […] tornandi modos. […]“[14] – kurz: Christian Albrecht bewahrte hier nicht nur seltene Drechslerkunststücke auf, sondern hatte auch einen nicht unbeträchtlichen Aufwand betrieben, um ein optisches Kabinett mit Fernrohren, Mikroskopen und einer Camera obscura einzurichten.

Man darf vermuten, daß es sich bei diesen ‚seltenen und die gewöhnliche Kunstfertigkeit übertreffenden Drechslerarbeiten’ um Kunstkammerstücke aus Elfenbein handelte, die wahrscheinlich in den Eckpavillons ausgestellt waren, denn das Möbelinventar von 1695 erwähnt hier in „…in einem jeden [Pavillon] ein klein feuren Tisch mit einem Schranck, worauff 1 grün plüß sammete Decke mit grün seidenen Fräntzen[15]. Der Standort der Camera obscura bleibt indes so obskur wie ihre Bezeichnung, und ihr scheint auch kein langer Bestand beschert gewesen zu sein: weder das im Mai 1695 aufgestellte Gottorfer Möbelinventar, noch das Bauinventar von 1708 geben irgendeinen Hinweis mehr auf eine solche Einrichtung[16].  Mögliche und gut geeignete Standorte wären die oberen  Kabinette der beiden südlichen Eckpavillons gewesen.  Für ihre richtige Funktion mußte der Raum (der Name sagt es schon) durch lichtdichte Schlagläden oder Vorhänge verdunkelt werden, damit die Loch- oder Linsenprojektion der äußeren Welt möglichst hell auf der gegenüberliegenden Wand erschien. An der Camera obscura wurde bereits im August 1669 gebaut; die Arbeiten unter der Leitung des Tischlers Hans Steffens zogen sich indes noch bis zum Jahresende hin[17]. Auch der Gottorfer Tanzmeister Detlef Wasmut war an der Ausführung beteiligt[18]

Die genaue Ausstattung der Camera obscura ist noch unbekannt, doch neben den erwähnten Fernrohren und Mikroskopen dürften hier auch Einzellinsen und Hohlspiegel vorhanden gewesen sein[19]. Ein Indiz dafür ist die Zinnasche, die man im folgenden Jahr für die Camera obscura anschaffte[20]: Zinnoxyd war seinerzeit ein beliebtes Mittel zur Politur von Linsen und Spiegeloptiken[21]. Das optische Kabinett verlieh der Amalienburg damit eine dritte Funktion: sie wurde nun auch in naturwissenschaftlichem Sinne zu einem Belvédère[22].

Wer zu den oberen Kabinetten wollte, der mußte in dem achteckigen Treppenturm eine 31stufige Wendeltreppe erklimmen. Der Turm war eine reine Holzkonstruktion. Seine Innenwandung war mit Laubwerkdekor bemalt; die äußere Bemalung wird dem erwähnten ‚Backsteindekor’ gefolgt sein. Die Treppe bestand ganz aus Eichenholz und besaß breite, bequeme Stufen. Ihre Mittelsäule war „…mit Schlän[g]werck zum anfaßen außgearbeitet[23], d. h. sie besaß einen eingeschnitzten Handlauf. Zwei kleine, nach Osten gewendete Fenster gaben Licht in den Turm.

Während Meyer die Lage des Treppenantritts eindeutig eingezeichnet hat, besteht über den Austritt an der Galerie Unklarheit. Hier ist der Umriß des Treppenturmes nur schematisch wiedergegeben, jedoch nicht die Lage der Stufen und der Ausgangstür. Auch das Bauinventar schweigt sich hierüber aus; es erwähnt nur, daß die Tür grau gestrichen war. Die Lösung ergab sich indes von selbst: da die Treppe ausdrücklich breite Stufen besessen haben soll, so machte dies für einen nach handwerklichen Regeln konstruierten Treppenlauf zwei Auftritte pro Wandungsabschnitt aus, bzw. bei einem achteckigen Turm für 31 Stufen fast zwei Umrundungen[24]. Damit ergibt sich auch die Lage der Austrittsstufe, die sich zwanglos zur Lage des Treppenturmes einordnet: da dieser in die Galerie eingestellt war und so einen durchgehenden ‚Rundweg’ versperrte, kann die Tür zur Galerie nur nach Südwesten gezeigt haben.

Die Galerie diente gleichzeitig als Regenrinne für die Dächer des Mittelbaus. Sie war mit Bleiblech ausgekleidet und entwässerte über voluminöse Bleirohre, die in den Eckflanken der Pavillons saßen[25]. Man muß davon ausgehen, daß die Regenrinne eine flache Wannenform besaß, in der ein Laufbelag aus Brettern  lag[26]. Dabei war der Laufweg recht schmal; er maß nicht mehr als 70 cm Breite. Die ringsumlaufende Balustrade bestand aus graugemalten hölzernen, gedrechselten Docken, deren Form die Bauzeichnung wiedergibt. Sie verteilten sich zu je zwölf (und zwei halbe) zwischen zwei Eck- und einem Mittelpfosten[27]. Die Pfosten selber wiesen geschnitzten Laubwerkdekor auf. Daß sich von dieser Galerie aus „…ein wunderschöner Prospekt und galante Aussicht darstellet, so wegen ihrer Höhe alle anderen in dieser Gegend angeführten veÿen und lustige Augenweide übergehet[28], dürfte nicht verwundern.

Über die Galerie konnte man nacheinander alle vier Pavillonkabinette durchschreiten. Diese waren trotz ihrer leichten Holzbauweise nicht minder prächtig ausgestattet, als ihre massiven Pendants im Erdgeschoß. Fenster und Türen trugen eine grau-goldene Marmorierung, und „…die wände in diesen Zimern sind mit Leinen überzogen, und allenthalben mit Poetischen Stücken von allerhand Lustige angenehme Götter Jagdten und Satyr gemählden, wie auch die gewölbte bühne deren Hauptgesimbts mit verguldeten Liesten, sind auch mit allerhandt Frucht und Trauben führenden Kindlein theils auch mit schönen Götterbildern außgezieret und mit allerhand Schönen farben gemahlet, der fußboden ist alß mit fliesen belegt außgemahlet, worinnen in die Mitten ein theil des hochf:[ürstlichen] wapens […]“[29]

Auch hier nennt uns die Gottorfer Rentekammer den Namen des Künstlers: diesmal war es „Johann Müller Hoffmahlern“, der 1671 „…den 30 Julÿ […] für die Vier Obersten Arckener des newen Gebäudes aufm Newenwercke mit Gold und Farben zu Zieren und Jede umb 60 Rtl. Bedungen, also über vorempfangene und berechnete – 50 Rtl im Reste […]“ 190 Reichstaler ausbezahlt erhielt[30]. Das war keine kleine Summe – und verglichen mit den 280 Reichstalern, die man Jürgen Fuhrmann für die Bunten Kammern im Erdgeschoß erstattete, stand also der Arbeitsaufwand zur Ausschmückung beider Geschosse durchaus im Verhältnis. Daß Johann Müller etwas weniger erhielt als sein Kollege, läßt sich leicht mit der kleineren Grundfläche der oberen Kabinette erklären. Außerdem war Müller gegen jährliches Gehalt am Hofe fest angestellt; er bekleidete nicht nur das Amt des Hofmalers, sondern war als Bauinspektor auch mit den verschiedenen Bauvorhaben des Hofes – und damit sicherlich auch der Amalienburg - betraut[31].

Mit der Beschreibung des Inneren der Amalienburg ist auch die Frage nach ihrem Zweck und ihrer Nutzung beantwortet. Das Gebäude war ein reines Lusthaus, in dem jeder Raum allein der Unterhaltung diente. Nichts zeigt dies deutlicher als die Emblemzimmer, die ihren Sinn überhaupt erst mit der Anwesenheit einer zahlreichen und wohlgebildeten Gesellschaft erhielten, kurz: die Amalienburg war der ideale Ort für kleine Geselligkeiten und große Gartenfeste, auf denen man – wie heute auch – aß und trank, sich amüsierte und unterhielt. Wie viele Gäste konnte die Amalienburg fassen? Einen gewissen Aufschluß gibt das erwähnte Möbelinventar, nach dem sich im großen Saal „24 grün gold lederne Stühle / 14 neue grün lackene Stühle [und] 1 alt feuren Tisch“ befanden, wobei zu dem letzteren offenbar auch „1 große oval grün plüß sammete Tischdecke mit grün seidenen Fräntzen[32] gehörte. Die Personenzahl war demnach auf 38 Köpfe beschränkt; ob sich diese indes alle um den einen ovalen Tisch drängten, ist fraglich. Ein späteres Inventar[33] liefert uns noch ein weiteres Möbel, das ebenfalls gut zur Nutzung der Amalienburg paßte: ein außgelegeter Spiel=Tisch, ohne blath[34]. Wenngleich somit schon ausrangiert, so kann man sich doch sehr gut eine Gesellschaft vorstellen, die hier an einem schönen Sommerabend Tarock oder Trictrac spielte. Last but not least gab es in der Amalienburg aber noch ein ganz spezielles Sitzmöbel, das überdies ein bezeichnendes Licht auf die sonstigen Gepflogenheiten einer barocken Tischgesellschaft wirft: es war „1 Nachtstuhl mit einem zinnernen Topff“…[35]

[Zeichnung: Verfasser]
 
- Anmerkungen -

[1] Ebd., S. 636. böhne (plattd.) = Decke. [2] Ebd. [3] Vgl. hierzu: Busch 2006. [4] Ludwigsburg, Kreis Rendsburg-Eckernförde. [5] Ursprünglich 175, heute ist die Anzahl durch Umbauten etwas geschrumpft. Vgl. Lafrenz 2001, S. 33f. [6] Vgl. dazu das gleichnamige Buch von Freytag, Harms, Schilling 2001 sowie Freytag, Jantzen, Michels 1997. Wie beliebt die Verbindung von Wahlspruch und Allegorie in jener Zeit war, zeigen zahlreiche zeitgenössische Werke, die auch die Bild- und Spruchvorlagen für die bunten Kammern lieferten. [7] Ich danke Frau Dr. Ingrid Hoepel/Schleswig für diesen Hinweis. [8] Mein Dank geht hier an Frau Dr. Luber/Landesbibliothek Eutin, die das dort liegende Inventar durchforscht hat. [9] Ein Eintrag im Kirchenbuch der St.-Michaelisgemeinde Schleswig (1934 angefertigte Abschrift; Kirchenbuchamt Schleswig) verzeichnet einen Jürgen Fuhrmann, der bereits 1681 starb. Ob dieser jedoch mit dem Maler identisch ist, bleibt unsicher. Mein Dank geht an Frau Dr. F. Lühning, die mir diese Fundstelle eröffnete. [10] LAS Abt. 7 Nr. 2349, Rentekammerrechnung 1672, fol. 98 r. u. 117r. Der Betrag wurde Fuhrmann in zwei Teilsummen à 125 und 155 Reichstaler ausgezahlt. Im übrigen zeigt die Abrechnung, daß auch die dekorative Bemalung der Fenster, Türen usw. Fuhrmanns Werk war. [11] Auf Ludwigsburg waren die Malereien auf Eichenpaneelwerk ausgeführt, auf der Amalienburg auf Leinwand; bei ersterer stehen die Embleme in rechteckigen Rahmen, bei letzterer in achteckigen. Außerdem waren die Sinnsprüche auf Ludwigsburg in allen europäischen Sprachen (lateinisch, italienisch, portugiesisch, französisch, deutsch, holländisch und englisch) abgefaßt, während man in der Amalienburg allein die französische Sprache gewählt hatte – was ein Indiz dafür sein könnte, daß man auf Gottorf den neuen Herren Europas schon ahnte. [12] Vgl. dazu Freytag, Harms, Schilling 2001, S. 12. Es ist diesbezüglich natürlich denkbar, daß auch der Anstoß zum Bau der Amalienburg ein Schachzug von v. Kielmannsegg war. [13] Nicht zuletzt befinden sich unter den 175 Emblemen der Bunten Kammer auf Ludwigsburg insgesamt drei Darstellungen von Schloß Gottorf, darunter auch die Amalienburg (vgl. Freytag, Harms, Schilling 2001, S. 95, 114, 150). Die bislang unbekannten Bezüge zwischen den Bunten Kammern auf Ludwigsburg und in der Amalienburg dürften erstere hinsichtlich ihrer Bedeutung und Interpretation in ein neues Licht rücken. Eine Beziehung zwischen der Amalienburg und der Bunten Kammer auf Gut Gaarz ist unwahrscheinlich; bei letzterer wird das Entstehungsdatum auf 1693 datiert (vgl. Busch 2006). [14] „Ein zu Ehren der Gemahlin seiner Durchlaucht errichtetes & nach ihrem Namen Amalienburg benanntes, ganz reizendes, die Betrachter sowohl durch sein geschmackvolles Äußeres, als auch durch seine liebliche Lage anziehendes Lustschloß: in welchem der nie genug zu lobende Fürst zur Einrichtung einer einzigartigen, verdunkelten Kammer (…), für die notwendige Ausrüstung an teleskopischen & mikroskopischen Gläsern, für die seltensten & die gewöhnliche Kunstfertigkeit übersteigenden Drechslerarbeiten (…) nicht unbeträchtlichem Aufwand betrieben hat.“ Reyher 1693, S. 51. [15] LAS Abt. 7 Nr. 169, Gottorfer Möbelinventar v. Mai 1695. feuren = föhren, d. h. aus Kiefernholz; plüß = Plüsch. [16] LAS Abt. 7 Nr. 169, Gottorfer Möbelinventar v. Mai 1695. Petersen 1720 S. 856 § 11 berichtet posthum von der Existenz einer Camera obscura im Neuwerkgarten, verlegte diese aber irrtümlicherweise in den Treppenturm des Globushauses. Den wahren Ort gibt indes nur der Zeitzeuge Reyher an. Bemerkenswert ist, daß zwischen Reyhers Beschreibung bzw. Publikation (1693) und der Aufstellung des Möbelinventars (1695) nur zwei Jahre liegen; man muß daher davon ausgehen, daß die Camera obscura 1694 verschwand. [17] LAS Abt. 7 Nr. 2343, Rentekammerabrechnung für 1669, fol. 111 r. u. v. [18] Ebd., Wasmut erhielt „an gethanem Verlage wegen der Camera obscura“ 7 Rt. 17 Sl. ausgezahlt. [19] Der Danziger Astronom Johannes Hevelius (1611 – 1687), der u. a. auch mit dem Gottorfer Hofgelehrten Adam Olearius korrespondierte, verwendete bei seiner eigenen Camera obscura sowohl Linsen, als auch Hohlspiegel (Hevelius 1673, S. 437f). [20] LAS Abt. 7 Nr. 2346, Rentekammerabrechnung 1670, fol. 118 r. [21] Vgl. dazu Riekher 1990, S. 67f. [22] Es wäre abwegig, solcherart in der Gottorfer Amalienburg etwa den Ausgangspunkt für Einrichtungen wie bspw. den Mathematisch-Physikalischen Salon im Dresdener Zwinger zu suchen. Immerhin manifestiert sich in der Camera obscura ein erwachendes – wenngleich zunächst noch spielerisches – Interesse an naturwissenschaftlichen Dingen, das dann später im Zeitalter der Aufklärung ein beherrschendes Thema werden sollte. [23] Bauinventar, S. 637. [24] Gleichzeitig ergibt sich daraus ein bequemes Steigungsmaß von 16,8 cm. [25] Bauinventar, S. 633. bühne: plattd. Böhn = Decke. [26] Eine ähnliche Lösung finden wir auch beim Globushaus, vgl. Lühning 1997, S. 43f. [27] Insofern besteht hier ein Unterschied zwischen der Beschreibung im Bauinventar (S. 633) und der Zeichnung Meyers, die vier Pfosten zeigt, sowie der Malerei von Stelzner, auf der gar keine Pfosten zu erkennen sind. Sämtliche Bildquellen dokumentieren jedoch spätere Zustände. Für die Rekonstruktionszeichnungen waren die Angaben aus dem Bauinventar maßgeblich. [28] Petersen 1720, S. 866 § 32. [29] Bauinventar, S. 638. [30] LAS Abt. 7 Nr. 2347, Rentekammerrechnung 1671, fol. 101r. [31] Vergl. Schmidt 1922, S. 21. Sein Sohn Christian Müller erbte 1673 das Amt von seinem Vater. Weilbach 1995 spricht davon, daß Christian es war, der 1673 die Amalienburg ausmalte, was jedoch nach der Quellenlage nicht standhält. Von Christian Müller existiert noch das Gemälde ‚Christus erscheint dem ungläubigen Thomas’ im Schleswiger Dom (vergl. dazu Beseler 1966, S. 400f). [32] LAS Abt. 7 Nr. 169, Gottorfer Möbelinventar v. Mai 1695. feuren = föhren, d. h. aus Kiefernholz, plüß = Plüsch. Tisch und Decke werden getrennt erwähnt. [33] LAS Abt. 7 Nr. 197, Gottorfer Möbelinventar v. 26. 2. 1705. [34] blath = Blatt, d. h. Tischplatte. [35]
Die geringe Genierlichkeit jener Zeit wird durch das Bauinventar bestätigt, das mehrere Latrinenanlagen auf der Schloßinsel als ‚Zweisitzer’ aufführt.